Wie funktioniert Kommunikation?
Aller Anfang ist Kommunikation
Am Anfang der Umschulung steht im IT-Bildungshaus ein einwöchiges Modul zum Thema Kommunikation und Team-Bildung (K/T).
Das Thema K/T ist wichtig im Präsenzunterricht, aber in Zeiten von Corona-bedingtem dezentralem Lernen ist es ein Erfolgsfaktor. Denn: eine neue Klasse aus 20 Menschen, die gemeinsam lernen, sich mitteilen, nachfragen und auch in Kleingruppen zusammenarbeiten sollen, brauchen Vertrauen in die anderen Teilnehmenden. Und Vertrauen in sich selbst.
Eine Woche hatte die neue Klasse schon IT-Unterricht, als Susanna Glander mit dem Modul K/T startete. Das Modul baut sich Tag für Tag auf und startet natürlich mit dem Kennenlernen. Zweier-Teams lernen sich kennen und präsentieren dann allen anderen das Ergebnis. Dabei kommt jede/r, der/die eine/n andere/n kennenlernt auch zu neuen Erkenntnissen über sich selbst und die eigenen Ziele.
Es gibt keinen 32 Stunden Tag für Umschüler/innen
Zum Beispiel wissen viele von sich nicht, welcher Arbeits-Typ sie sind: arbeitet man chaotisch und führt erst am Ende des Tages alle Einzelteile zu einem Ergebnis zusammen oder teilt man die Arbeit genau ein und beginnt die großen Brocken abzuarbeiten, um die kleinen dazwischen zu schieben?
Neu ist auch für viele das eigene Zeitmanagement, über das sie jetzt nachdenken sollten: eine Umschulung bedeutet, dass Teilnehmende in der Regel 8 - 9 Stunden weniger Zeit zur Verfügung haben als vor der Umschulung. Also ist die Frage: Was lasse ich weg, was kann ich delegieren und was verschiebe ich auf das Wochenende? Klar ist, dass Teilnehmende mit der Aufgabe der Kinderbetreuung hier besondere Hürden nehmen müssen. Wichtig ist aber zunächst, dass sich alle klar darüber sind, dass der Ablauf aus der Zeit vor der Umschulung vermutlich nicht mehr funktioniert. Nicht für die nächsten 2 Jahre und wenn alles gut läuft, auch nicht im Job, den man danach hat.
Lernen mit Ziel
Susanna stellt hier Fragen, die erst zum Nachdenken und letztendlich zum Ziel führen sollen. Apropos Ziel: Wer lernt, braucht eine Motivation und ein Ziel, auf das er oder sie zusteuert. Das kleine Ziel ist erst einmal, dass sich jede/r darüber klar wird, was er oder sie schaffen kann – an einem Tag und in einer Woche -, indem er oder sie realistisch einschätzt, welche Zeit (siehe oben) und welche Methoden ihm oder ihr zur Verfügung stehen. Susanna ergründete mit den Teilnehmenden, welcher Lerntyp sie sind und welche Methoden sie anwenden können.
Wichtig: Zum grundsätzlichen Verständnis von Lernen zählt, dass Lernstoff eine Holschuld ist. Alle sind selbst dafür verantwortlich, sich den Stoff zu besorgen, danach zu fragen (in der Regel beim/bei der Trainer/in) und dann einen Lernplan zurecht zu legen (Tages- und Wochen-Ziel). Dazu kann es hilfreich sein, sich mit anderen auszutauschen, die ja jetzt auch alle über dieses Thema nachdenken. Wie gut, dass man schon so viel voneinander weiß und im besten Falle vertrauensvoll darüber sprechen kann (siehe oben).
In dieser Woche stellte sich auch heraus, dass einige Teilnehmende im dezentralen Unterricht an ihre deutsch-sprachlichen Grenzen stoßen. Der vertrauensvolle Umgang führte dazu, dass Teilnehmende dieses Problem meldeten und um Hilfe baten. Weil wir nicht wissen, wann wir wieder im Präsenzunterricht zusammenkommen, wurde das Büro tätig und wird seine Sprachförderung aus den vorherigen Jahren wieder anbieten. Zunächst auch dezentral.

Teamarbeit
Wenn zwei bis n Menschen zusammen arbeiten sind sie noch lange kein Team. Arbeiten sie nebeneinander sind sie bestenfalls eine Arbeitsgruppe. Zum Team gehört Vertrauen, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortung und auch Konfliktfähigkeit. Team-Bildung fängt im Idealfall mit einer Orientierungsphase an. Dann kann man davon ausgehen, dass trotz aller gelernten Kommunikationsmethoden Spannungen entstehen. Die muss das Team jetzt nutzen, um sich neu zu organisieren und Regeln für den Umgang festzulegen. Nach möglichen Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen klärt sich dann die Luft und das Team geht in die Identifikationsphase. Ab jetzt wird effektiv gearbeitet. Man sieht: gute Teams fallen nicht vom Himmel und das Wissen um den Aufbau und die Merkmale eines guten Teams müssen am Anfang der Ausbildung stehen. Was nicht heißt, dass unsere Trainer nicht während der gesamten Umschulung immer wieder helfend vermitteln und Tipps geben.
Das große Ziel
Oben sprachen wir vom kleinen Ziel. Was ist denn das große? Natürlich der IHK-Abschluss als Anwendungsentwickler/in. Was so selbstverständlich klingt, ist es aber nicht: Auch dieses Ziel muss man sich erst einmal bewusst machen. Denn was bisher erreicht wurde, einen Bildungsgutschein zu bekommen und eine „Schule“ zu finden, ist nur ein erster Erfolg. Deshalb Achtung: Zurücklehnen gilt nicht. Susanna bringt es sehr genau auf den Punkt, was das neue Ziel ist: Abschlussprüfung bestehen! Wer bisher noch im ersten Gang war, der wird auf Turbo gebracht, denn allen ist nach dem Tag klar, dass es hier eine Riesenchance für das weitere Leben zu ergreifen gilt.
Fazit
Die Teilnehmenden können nach einer Woche K/T-Training mit Susanna einen Vorher-Nachher-Vergleich machen:
- Eine Woche Unterricht mit einer unbekannten Gruppe und ohne das Wissen um Lerntypen, Ziele, Planung und Teamarbeit liegt hinter ihnen.
- 50 Wochen Unterricht mit Team- und Projektarbeit und dem Wissen, dass alle Teilnehmenden dasselbe Ziel vereint und sie gemeinsam mehr erreichen können als allein, liegen vor ihnen.
Also Ärmel hoch und los geht‘s.
Susanna Glander ist Mitarbeiterin im IT-Bildungshaus und begleitet derzeit die Klassen bei den Themen der Social Skills. Außerdem ist sie im team neusta für die Koordination und das Social Coaching aller Auszubildenen verantwortlich.